Betzdorf. Am vergangenen Sonntag, den 13. März 2022 feierte Bischof Gerd Kisselbach mit den Gläubigen der neuapostolischen Kirchengemeinde Betzdorf den letzten Gottesdienst in ihrer Kirche an der Luisenstraße. Mit etwas Wehmut erlebten sie mit, wie Bischof Kisselbach am Ende das Kirchengebäude profanierte.
Der Predigt des Bischofs lag das Bibelwort „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.“ aus dem 106. Psalm zugrunde. In seinen Ausführungen wies er darauf hin, dass dieses „Danket dem Herrn“ für vielerlei Anlasse gilt, die die Gemeindemitglieder in den vergangenen Jahrzehnten in ihrer Kirche erleben durften. Dabei erinnerte er besonders an die stattgefundenen Segenshandlungen wie Wassertaufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Hochzeitsjubiläen sowie das regelmäßig empfangene Sakrament des Heiligen Abendmahls.
Des Weiteren zeige das Bibelwort in dem „denn er ist freundlich“, dass die Gläubigen jeden Tag Gottes Liebe und Nähe erleben können, so der Bischof. Zudem bleibe Gott immer derselbe, da „seine Güte ewiglich währet“.
In seiner Predigtzugabe hob der örtliche Gemeindevorsteher Priester Georg Wilhelm Heim hervor, dass die Fülle der Gründe zur Dankbarkeit Gott gegenüber unermesslich seien und von den Gläubigen oft nicht fassbar sind. „Gott, unser himmlischer Vater, hat uns zuerst geliebt und das ist der Grund, ihm stets zu danken.“ so Priester Heim.
Bezirksevangelist Partmann wies in seinem Predigtbeitrag auf die vielen eingebrachten Talente, Fähigkeiten und Aktivitäten der Gemeindemitglieder hin, die nicht immer für alle wahrnehmbar, aber wichtig und segensreich für die Gemeindeentwicklung waren.
Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sorgten Organist Niklas Münch an der Orgel sowie einige Instrumentalistinnen und ein Gesangsquartett.
Nach der Abendmahlsfeier und der Entwidmung der Kirche beendete Bischof Kisselbach den Gottesdienst Gebet und Segen.
Geschichte:
Die Anfänge der neuapostolischen Kirchengemeinde in Betzdorf reichen bis in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück, als die ersten Gläubigen von Gießen nach Betzdorf zogen. Im Haus der Familie Schmutzler, Schützenstraße 1 wurden schon bald die ersten Gottesdienste gefeiert. Als sich weitere 15 Seelen aus Betzdorf zum neuapostolischen Glauben bekannten, war der Grundstein für eine eigene Gemeinde gelegt. Erster Vorsteher der jungen Gemeinde wurde Bezirksältester Richard Ehrenfried aus Siegen, der in der Zeit von 1926 bis 1930 wirkte.
Die erste Ordination von Amtsträgern für die Gemeinde Betzdorf fand am 19. Dezember 1929 statt. Dabei empfing Karl Wähler das Diakonenamt und Gustav Schumann wurde zum Unterdiakon ordiniert.
Am 15. November 1930 wurde Karl Wähler zum Priester ordiniert und zugleich als Vorsteher beauftragt.
Die Gottesdienste fanden im Laufe der Jahre in verschiedenen Privatwohnungen und angemieteten Gottesdienstlokalen statt. Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg erwarb der aus Berlin zugezogene Priester Walter Kretschmer an der Luisenstraße ein Ruinengrundstück. Mit Hilfe vieler Freiwilliger entstand dort eine Versammlungsstätte, die Apostel Emil Buchner im November 1946 weihte.
Im Jahre 1953 übernahm Priester Erwin Hauter als Vorsteher die Gemeinde und wurde in 1954 zum Gemeindeevangelisten ordiniert. Priester Kurt Utsch wurde im Jahre 1970 die Aufgabe des Vorstehers übertragen.
Da die Gemeinde inzwischen auf über 90 Mitglieder angewachsen war, wurde im Jahre 1976 das Kirchengebäude an der Luisenstraße umgebaut und erweitert.
Nachfolger des im Jahre 1989 zur Ruhe gesetzten Vorstehers Kurt Utsch wurde Priester Gerhard Schumann. Ihm folgte von 1995 bis 2010 Priester Günter Martinett. Danach war Priester Klaus Anschütz bis Ende 2011 als Vorsteher tätig, dem Priester Georg Wilhelm Heim nachfolgte.
In den letzten Jahren zeichnete sich ab, dass durch altersbedingte Veränderungen im Amtsträgerkreis eine adäquate seelsorgerische Betreuung der Gemeindemitglieder zukünftig nicht mehr gewährleistet ist. Zudem machte auch der demographische Wandel an der Betzdorfer Kirchengemeinde nicht halt. Durch die zurückgehenden Mitgliederzahlen wird in Zukunft ein funktionierendes Gemeindeleben nicht mehr gewährleistet sein. Daher hat sich die Kirchenleitung entschlossen, die Gemeinde zu schließen, wobei sie sich diesen Schritt nicht leicht gemacht hat. Bedeutet es doch für die betroffenen Gläubigen zukünftig weitere Wege, da sie sich den umliegenden Kirchengemeinden anschließen werden.
Bischof Gerd Kisselbach (links) bei der Profanierung der Kirche
16. März 2022
Text:
G.-W. Heim,
W. Rock
Fotos:
F. Kotke,
B. Münch
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