Gießen. Auch in diesem Jahr beten wieder Christen verschiedener Konfessionen für die Einheit im Glauben. Die Gebete finden in der Zeit vom 3. bis 7. Juni 2019 jeweils um 18:00 Uhr im Gießener Stadtkirchenturm statt.
Mitglieder der katholischen Pfarrei St. Albertus, der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde, des evangelischen Dekanats Gießen, der Neuapostolischen Kirche und von Campus für Christus in Gießen leiten die Gebete.
Christen aller Konfessionen sind zu diesen Gebeten herzlich eingeladen.
Die Gebetswoche für die Einheit der Christen 2019 wurde von Gläubigen aus Indonesien vorbereitet. Von den 265 Millionen Menschen dort werden 86 Prozent dem Islam zugerechnet, das Land hat damit die zahlenmäßig größte muslimische Bevölkerung weltweit. Etwa zehn Prozent der indonesischen Bevölkerung sind Christen, die verschiedenen Konfessionen angehören. Indonesien besteht aus über 17.000 Inseln, hat 1.340 unterschiedliche ethnische Gruppen und mehr als 740 Regionalsprachen und ist in dieser Vielfalt dennoch durch eine gemeinsame Landessprache, Bahasa-Indonesisch, geeint. Der Staat ruht auf dem Fundament von fünf Prinzipien, die „Pancasila“ genannt werden, und dem Motto Bhineka Tunggal Ika (Einheit in Vielfalt). Über alle Unterschiede der Volkszugehörigkeit, Sprache und Religion hinweg leben die Indonesier gemäß dem Prinzip gotong royong, d.h. eines Lebens in Solidarität und Kooperation. Das bedeutet, dass man alle Aspekte von Leben und Arbeit, Trauer und Freude miteinander teilt und alle Menschen Indonesiens als Brüder und Schwestern betrachtet.
Diese von jeher fragile Harmonie ist heute auf neue Weise bedroht. Das Wachstum der indonesischen Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten beruht hauptsächlich auf einem vom Wettbewerb bestimmten System. Es steht damit im scharfen Gegensatz zur Kooperation im Sinne des gotong royong. Es gibt Korruption in vielen Formen. Sie vergiftet Politik und Wirtschaft, und das hat oft katastrophale Folgen für die Umwelt. Insbesondere untergräbt die Korruption die Gerechtigkeit und die Durchsetzung der Gesetze. Zu oft tun jene, die für Gerechtigkeit sorgen und die Schwachen schützen sollen, genau das Gegenteil. In der Folge wird die Kluft zwischen Arm und Reich größer, und in diesem rohstoffreichen Land sind wir mit dem Skandal konfrontiert, dass viele Menschen in Armut leben. Mit einem traditionellen indonesischen Sprichwort gesagt: „In der Scheune voller Reis verhungert die Maus.“ Gleichzeitig wird bestimmten ethnischen und religiösen Gruppen oft besonderer Wohlstand zugeschrieben, was die Spannungen verschärft. Die Tendenz zur Radikalisierung, die eine Gruppe gegen die andere aufbringt, wächst und wird durch den Missbrauch sozialer Medien, in denen bestimmte Gruppen verteufelt werden, noch verschärft.
Das Motto der diesjährigen Gebetswoche ist 5. Mose 16, 20a entnommen:
Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – ihr sollst du nachjagen.
Diese Worte empfanden die indonesischen Christen als besonders relevant für ihre Situation und Bedürfnisse. Bevor das Volk Gottes in das gelobte Land einzieht, erneuert es sein Bekenntnis zu dem Bund, den Gott mit ihm geschlossen hat. Das Bibelwort steht in einem Kapitel, in dessen Mittelpunkt die Feste stehen, die das Bundesvolk feiern soll. Zu jedem Fest wird das Volk angewiesen: „Du sollst an deinem Fest fröhlich sein, du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, die Leviten und die Fremden, Waisen und Witwen, die in deinen Stadtbereichen wohnen“ (5. Mose 16,14; vgl. auch V. 11). Die indonesischen Christen möchten genau diesen Geist des Feierns wiederbeleben, der alle Bevölkerungsgruppen einbezieht, so wie es früher einmal der Fall war. In Indonesien steht der Zusammenhang zwischen einem Fest für alle und der Gerechtigkeit lebendig vor Augen. Als von Jesus begründetes Bundesvolk wissen wir, dass die Freuden des himmlischen Festmahls denen geschenkt werden, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten und um ihrer willen verfolgt werden, „denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Matthäus 5,6.10).
Gebetswoche für die Einheit der Christen
18. Mai 2019
Text:
A. Pithan
Fotos:
A. Pithan
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